WVINYL 009 
              HERMANN BOHLEN 
              "SAG DOCH AUCH MAL WAS! ODER DAS
              LUXURIEREN DER BASTARDE" 
              LP, limited edition of 500 copies 
              release date: 2003 
               
              BOHLEN excerpt 1 (MP3) 
              BOHLEN excerpt 2 (MP3) 
              Live-Mitschnitte aus den Wohnzimmern der 60er
                Jahre. Abgestaubt und montiert von Hermann Bohlen 
                Deutschland,
                Ende der sechziger Jahre: Der Bohrmaschine dicht auf den Fersen,
                strebt die Verbreitung des Tonbands ihrem Höhepunkt
                zu. Für eine gewisse Zeit ist es die beliebteste Technik,
                die dokumentarische Wut auszutoben und die ersten Worte der lieben
                Kleinen, ihre putzigen Äußerungen und Konversationen
                für alle Ewigkeit aufzubewahren. Erstmal müssen sie
                jedoch zum Sprechen gebracht werden. Da helfen nur Geduld und
                ständige Aufmunterung, gerade bei so zugeknöpften Entertainern
                wie Klein-Karen aus Kanada: Sag doch auch mal was! Notfalls kräftig
                anbrüllen: Nun gib schon mal'n Ton von dir!!! Schließlich
                fangen sie sogar an zu singen. Oh Baby-Baby Kacke-Kacke! Manchmal
                hilft aber auch gar nichts, das blöde Kind verweigert die
                richtige Aussprache des Wortes "Bürgermeisterei":
                Ach, jetzt biste Dummerchen! Unterdessen bedient sich der Erwachsene
                selbst der Apparatur. Er spricht sein Tagebuch auf Band. Kurz
                mußten wir nochmal umkehren, weil wir die Wolldecke vergessen
                hatten. Mitschnitte interessanter Sendungen über das Luxurieren
                der Bastarde oder Gefahren des Pettings werden angefertigt, der
                Stand der eigenen Gesangskunst dokumentiert. Mein Bruder ist
                nazifiziert, meine Schwester ist nazifiziert, und nun sind wir
                alle entnazifiziert. Bevor Oma-Hamburg stirbt, hat sie immerhin
                eine Stimmprobe hinterlassen, so können wir jetzt wenigstens
                etwas in Erinnerungen schwelgen. Mit den siebziger Jahren schwenkt
                der Versuch, die Momente des Privaten festzuhalten, um auf Super-8,
                und die Bänder und Maschinen wandern auf den Dachboden.
                Via Entrümpelung landen sie so nach und nach auf den Flohmärkten,
                wo man sie nur noch aufzusammeln braucht. Aus diesem Material
                wurde ein Stück montiert, in dem sich die ekelhaftesten
                und schönsten Funde zu einem Sittengemälde jener Zeit
                fügen. '64-'70 privat. Mit etwas Glück werden Sie sich
                selbst hören...  
                 
              12,- euro 
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